Schauspielhaus Zürich: "Love/No Love" von René Pollesch (Regie René Pollesch) HD
„Ich hab jetzt keinen Ort mehr. Das ist das Problem. Es war immer der Platz neben dir, auch in Gedanken. Und der ist weg. Also hier! Also nicht mal besetzt, sondern einfach weg, verstehst du? Weisst du überhaupt, wie schrecklich vorbei das ist. Wie wenig das wiederzufinden ist, dich je geliebt zu haben. Wie viel Mitleid ich mit dir habe. Wie sehr ich dich liebe. Aber ich weiss natürlich, ich versuche dich, diese einzige leere Stelle, die überhaupt zu mir spricht, diese einzige leere Stelle, die überhaupt das Sehen in mir hervorbringt, auszuschliessen. Es gibt ja eine formale Bedingung für die Möglichkeit unseres Sprechens, wie auch eine Bedingung für unser Sehen. Und die ist, dass wir zuerst einmal angesprochen werden, oder angesehen. Wir sind also immer eine Antwort. Obwohl wir nicht wissen worauf oder was uns da ansieht. Eine Psychose krieg ich jetzt, wenn sich dieser leere Punkt in dir, verwirklicht. Wenn das auf das wir antworten, und das eben die Bedingung überhaupt dafür ist, dass wir sprechen und sehen, wenn das Teil der tatsächlichen Realität wird. Wir sehen, weil wir angesehen werden, wir sprechen, weil das eine Antwort ist. Normalerweise wissen wir natürlich nicht auf was. Und wenn das, was wir da tatsächlich ausschliessen müssen, plötzlich vor uns steht, dann wissen wir natürlich, dass wir die ganze Zeit beobachtet werden.“ (René Pollesch) René Pollesch prägt als Autor und Regisseur mit seinen Pop-Diskurs-Stücken seit Jahren das deutschsprachige Theater. „Love/No Love“ ist bereits die fünfte Arbeit, die er mit dem Zürcher Ensemble erarbeitet. Zum zweiten Mal wird dieses von einem Männer-Sprechchor unterstützt, wie er schon in „Herein! Herein! Ich atme euch ein!“ das Publikum begeisterte. Charakteristisch für Polleschs Theater sind die ständigen Rollen- und Identitätswechsel, die Vermischung von Theorie- und Boulevard-Elementen sowie die schrill-komischen Räume seines Bühnenbildners Bert Neumann. Die Stücke, moderne Komödien, sind voller Sprachwitz und kreisen meist um die Themen Liebe, Arbeit und um das Subjekt in Zeiten des Kapitalismus. Premiere am 9.5.2015 im Schiffbau/Box Regie René Pollesch / Bühne Bert Neumann / Kostüme Sabin Fleck Mit Inga Busch, Nils Kahnwald, Marie Rosa Tietjen Chor Wung Au, Filip Auf der Maur, Julian Boine, Till Ebinger, Sam Eisenring, Benjamin Fischer, Dean Gadaldi, Rafael Haldenwang, Sebastian Henn, Josep Kiss, Michi Kramer, Steffen Link, Philipp Lüscher, Pierre Morgadès, Marcelo Moyano, Gaël Orhan, Andrej Peter, Thomas Rinderer, Guido Rupf, Noah Samoa, Daniel Zahnd