Weichzielverluste - Trauerrede des Kabarettisten Georg Schramm
Die Trauerrede von Oberstleutnant Sanftleben alias Georg Schramm in der ZdF-Anstalt am 13.04.2010: "Liebe Angehörigen, Kameraden, würde ich sagen, als allererstes, wir alle kennen den Satz: Das erste was im Krieg stirbt ist die Wahrheit. Lassen sie uns deshalb den Krieg draußen halten und bei der Wahrheit bleiben! Der Tod ist der denkbare Abschluss eines soldatischen Arbeitstages. Diese Männer sind in Ausübung ihres Berufes gestorben. Ihr Tod ist die logische Konsequenz soldatischen Handelns. Auch wenn wir das gerne verdrängen und zur Tarnung merkwürdige Namen erfinden, wie gefallen, verloren, im Feld geblieben, letztlich wird in der Fachliteratur alles gleichbehandelt unter der Rubrik Leichtzielverlust. Wir hier versuchen, dem Tod eines Einzelnen einen Sinn zu geben. Aber geben wir der Wahrheit die Ehre, liebe Trauergemeinde, ein sterbenswerter Sinn für das, was wir in Afghanistan tun, ist hier nicht mehr erkennbar. Die Kinder winken nicht mehr, wenn wir auf Patrouille gehen, die von uns gebauten Schulen sind geschlossen, für jeden von uns erschossenen Zivilisten melden sich zehn Freiwillige bei den Taliban, die mittlerweile vielen schon als das kleinere Übel gelten und selbst der von uns gekaufte Präsident Karssai sieht unsern Abzug lieber heute als morgen. Wir sind nur noch da und kämpfen, weil wir nicht den Mut haben zuzugeben, dass wir gescheitert sind. Eine Kultur des Scheiterns ist in unserem westlichen Wertekatalog nicht mehr vorgesehen. Vielleicht hat Clausewitz deshalb geschrieben: Nichts ist schwerer als der Rückzug aus einer unhaltbaren Position! Deshalb lassen sie uns mutig sein und das Schwere tun. Lassen sie uns das Kühne wagen, lassen sie uns das Scheitern eingestehen, denn nur wer das Scheitern eingesteht, ist der wirklich Starke! Und wenn wir dann nach draußen gehen mit diesem Gedanken, dann hat der Tod dieser Männer vielleicht doch noch einen Sinn gehabt."