Lob der Kulturindustrie: Über Kunst, Kul­tur & die Wie­der­kehr des Im­mer­glei­chen HD

14.04.2019
"War es vor fünf­zehn Jah­ren das Fe­tisch­ka­pi­tel des Marx­schen „Ka­pi­tals“, das man rauf- und run­ter­be­ten kön­nen muss­te, um in be­stimm­ten lin­ken Krei­sen an­er­kannt zu wer­den, folg­ten bald Mois­he Pos­to­nes Auf­satz „Na­tio­nal­so­zia­lis­mus und An­ti­se­mi­tis­mus“, di­ver­se Fa­schis­mus­theo­ri­en, die Lan­des­kun­de des Irak, das Is­lamex­per­ten­tum und die He­bräisch­kennt­nis­se. Nun scheint die Kunst an der Reihe zu sein. Diese Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Guten, Wah­ren, Schö­nen ist grund­sätz­lich nicht falsch. An­ge­sichts der Er­zeug­nis­se des zeit­ge­nös­si­schen Kunst­be­triebs ver­wun­dert sie den­noch. Denn wer eines der ein­schlä­gi­gen Events be­sucht, muss mit dem Schlimms­ten rech­nen: Die Aus­stel­lun­gen war­ten mit den im­mer­glei­chen In­stal­la­tio­nen aus Me­tall­schrott, Plas­tik-​Holz-​Kom­bi­na­tio­nen oder flim­mern­den Bild­schir­men auf; das Thea­ter kommt nicht ohne die per­ma­nen­te Kri­tik des Drei­klangs aus Me­di­en, Kon­sum und Glo­ba­li­sie­rung aus. Die zeit­ge­nös­si­schen Kunst­wer­ke sind weder eine Al­le­go­rie „schein­los ge­gen­wär­ti­gen Glücks“, noch fin­det ein Ab­ar­bei­ten an der Er­fah­rung von Leid statt. Statt­des­sen wer­den die Ver­hält­nis­se bes­ten­falls ver­dop­pelt. Selbst die we­ni­gen Werke, die sich die­ser Ent­wick­lung ent­zie­hen, ver­deut­li­chen auf­grund ihrer schrei­en­den Mar­gi­na­li­tät, wie sehr die Kunst auf den Hund ge­kom­men ist. Die Mehr­heit der zeit­ge­nös­si­schen Kunst­wer­ke hat sich längst un­un­ter­scheid­bar von den Pro­duk­ten der Kul­tur­in­dus­trie ge­macht. Es gibt al­ler­dings einen Un­ter­schied: Fern­se­hen, Kino und Pop­mu­sik lie­fern die Ver­dopp­lung der Rea­li­tät, mit der auch die ein­schlä­gi­gen Thea­ter­auf­füh­run­gen oder Aus­stel­lun­gen auf­war­ten, bei aller drin­gend er­for­der­li­chen Kri­tik in einer an­spruchs­vol­le­ren Weise. Sie er­he­ben im Un­ter­schied zum zeit­ge­nös­si­schen Kunst­be­trieb zu­min­dest noch den An­spruch, das Pu­bli­kum zu un­ter­hal­ten. Die­ses Amü­se­ment schei­tert zwar not­wen­di­ger­wei­se. Den­noch ist jede Folge des „Ma­ri­en­ho­fes“, der „Ver­bo­te­nen Liebe“ oder des „Groß­stadt­re­viers“ – ganz zu schwei­gen von den Pro­duk­ten der viel ge­schmäh­ten ame­ri­ka­ni­schen Kul­tur­in­dus­trie – zu­min­dest un­ter­halt­sa­mer als die je­weils ak­tu­el­le Do­ku­men­ta resp. die neu­es­ten Werke Da­ni­el Kehl­manns, Claus Pey­manns oder Neo Rauchs. Wie es so kom­men konn­te, und warum die Kunst trotz­dem ge­ra­de in jüngs­ter Zeit eine enor­me An­zie­hungs­kraft auf die pre­ka­ri­sier­te Linke aus­übt, soll im Rah­men der Ver­an­stal­tung dis­ku­tiert wer­den. Der Re­fe­rent Jan-​Ge­org Ger­ber schreibt re­gel­mä­ßig für die Ba­ha­mas und ist Autor und Her­aus­ge­ber meh­re­rer Bü­cher über die Ge­schich­te und Ge­gen­wart der po­li­ti­schen Lin­ken. Eine Ver­an­stal­tung der An­ti­deut­schen Ak­ti­on Ber­lin [ADAB] am Diens­tag den 18. Sep­tem­ber 2012 um 19:30 Uhr in der Schank­wi

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